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Die Legende lebt - das Original bleibt unerreicht

Darf man einen umjubelten Publikumserfolg kritisieren, darf man ihm Schwächen vorwerfen, statt vorbehaltlos in die allgemeine Begeisterung einzustimmen? Ich nehme es mir glatt heraus!

 

Mit hohen Erwartungen hatte ich dem eigens für das Wiener Ronacher entwickelten Musical „Rock me Amadeus“ entgegengesehen, in dem die Biografie des früh verstorbenen österreichischen Ausnahmekünstlers Falco (wieder einmal) auf die Bühne gebracht wird. Unter Beteiligung langjähriger Weggefährten von Hans Hölzel, wie der Star mit bürgerlichem Namen hieß, und unter Einbindung seiner Musikproduzenten wurde sein Aufstieg und Fall als glanzvolle Seifenoper umgesetzt.

 

Falco-Darsteller Moritz Mausser hat den eigenwilligen, näselnden Sprechstil seines Protagonisten gründlich studiert - ein wenig zu gründlich, wie mir scheint. Er treibt Falcos Akzent dermaßen auf die Spitze, dass das Ergebnis für mich zwanghaft und gekünstelt klingt - viel mehr noch als das Original, das ich als Zeitzeugin (im Gegensatz zu dem größtenteils blutjungen Publikum ) noch in den Ohren habe. Auch geht Maussers Konzentration auf die Sprechweise meines Erachtens zulasten seiner schauspielerischen Leistung - sein Falco bleibt flach


und hölzern, Nomen ist in diesem Fall leider Omen. Im weiteren Verlauf der Aufführung wird die Figur allerdings glaubwürdiger - sei es, weil die tragische Seite seines Helden dem Schauspieler mehr liegen mag, sei es, weil er nur noch wenig zu sprechen und hauptsächlich zu singen hat. 

 

Und singen kann er. Falcos große (und kleinere) Hits live auf der Bühne zu erleben, ist und bleibt auch in der Reproduktion ein Erlebnis, zumal die Musikstücke im Musical von fulminanten Tanzeinlagen untermalt werden. In den lautstarken Jubel des Publikums nach „Rock me Amadeus“ stimmte ich begeistert ein. Ein Rätsel bleibt allerdings, warum einige neue, durchwegs vor Kitsch triefende Lieder in das Stück eingebaut wurden. Der Stilbruch zu den Hits des „Falken“ ist unüberhörbar und schmerzhaft.

 

Nicht unerwähnt soll das kreative, poppige Bühnenbild bleiben, das mit spektakulären Ideen - etwa einem überdimensionalen Gehirn, in dem der Künstler seine inneren Kämpfe ausficht - und überraschenden Effekten punktet.

 

Auch die Inszenierung hat - abgesehen von gelegentlichem Abdriften in flache Rührseligkeit - einiges zu bieten. Als besonders gelungen empfand ich die Verkörperung von Falcos innerem Kampf durch ein mephistophelisches Alter Ego (bemerkenswert die Performance von Alex Melcher!), das seine Gier nach Ruhm und Dekadenz immer wieder anstachelt und ihn nicht zur Ruhe kommen lässt. Vor allem in Falcos letztem, starkem Song „Out of the Dark“ wird diese innere Spaltung auf der Bühne wunderschön und eindrucksvoll umgesetzt.

 

Nach der Aufführung spendete das - wie gesagt auffallend junge - Publikum minutenlang Standing Ovations (schade, dass es trotzdem keine Zugabe gab). Ich ließ mich zwar gerne davon anstecken, aber nicht aus voller Überzeugung. Wer das Original gekannt hat, lässt sich von der Kopie eben doch nicht so leicht beeindrucken.

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