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Der Schwarm

Frank Schätzing

Klappentext:

Vor Peru verschwindet ein Fischer. Spurlos. Norwegische Ölbohrexperten stoßen auf merkwürdige Organismen, die Hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz genommen haben. Währenddessen geht mit den Walen entlang der Küste British Columbias eine unheimliche Veränderung vor. Nichts von alledem scheint miteinander in Zusammenhang zu stehen. Doch Sigur Johanson, Biologe und Schöngeist, glaubt nicht an Zufälle. Auch der indianische Walforscher Leon Anawak gelangt zu beunruhigenden Schlüssen: Eine Katastrophe kündigt sich an. Die Suche nach dem Urheber konfrontiert die Forscher mit ihren schlimmsten Albträumen. Frank Schätzing inszeniert den Feldzug der Natur gegen den Menschen als atemberaubendes Schreckensszenario mit Tempo und Tiefgang.

Meine Meinung:


Meine Meinung:

Ein Roman, in den es sich einzutauchen lohnt

Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“ bietet nicht nur spannendes Lesevergnügen, sondern zwischen den Buchdeckeln steckt auch ungeheuer viel Wissen über unsere Erde , insbesondere ihre Meere und deren Entstehungsgeschichte. Ganz nebenbei habe ich bei der Lektüre dieses Buches mehr an Naturkunde gelernt als während eines Großteils meiner Schulzeit.

 

Zweitens - und das bedeutet mir noch wesentlich mehr - beinhaltet der Roman philosophische Überlegungen in einer Fülle und Tiefe, die ihresgleichen sucht. Schätzing gelingt es, Perspektiven zu eröffnen, Theorien aufzustellen und Modelle einer möglichen Weltordnung zu entwerfen, die die Leserschaft in atemloses Erstaunen versetzen, zum Nachdenken zwingen und - jedenfalls mich - letztlich zu neuen geistigen Herangehensweisen an die Welt im Allgemeinen und meine eigene kleine Existenz im Besonderen führen. Was kann man mehr von einem Roman erwarten?

 

Aller Anfang ist schwer - diese Redewendung ist auch hier angebracht. So vielseitig gestalten sich die Handlungsstränge, so groß ist die Zahl an Protagonisten, deren Einzelschicksale sich allmählich miteinander verschränken, so gewissenhaft aufbereitet ist der wissenschaftliche Hintergrund, dass es mir auf den ersten 100 oder 150 Seiten einige Mühe bereitete, „dranzubleiben“ und mich voll auf das Buch einzulassen. Aber das Durchhalten lohnt sich! Je besser man die Charaktere kennenlernt und je mehr man von den Phänomenen versteht, mit denen sie es zu tun bekommen, desto leichter fällt es, die Perspektivenwechsel mitzuvollziehen. Auch der meeresbiologische Laie wird ab einem gewissen Punkt fasziniert bisher unbekannte Zusammenhänge verstehen, und die einfühlsame Vielschichtigkeit der zwischenmenschlichen Interaktionen bietet emotional ausgerichteten Leser(inne)n ein breites Spielfeld.

 

Ein paar Tipps, um den Kunstgenuss zu optimieren:

 

1. Ich musste die Lektüre urlaubsbedingt für einen mehrwöchigen Zeitraum unterbrechen. Da das Buch so faszinierend ist, dass man auch in Lesepausen viel daran denkt, konnte ich zwar anschließend gut wieder einsteigen, trotzdem tut man dem Roman mit Unterbrechungen Gewalt an. Ich empfehle daher, euch diesen Wälzer dann vorzunehmen, wenn auch wirklich die Zeit zum Fertiglesen zur Verfügung steht.

 

2. Beim Lesen so mancher Textpassage dachte ich mir: „Wahnsinn, was für eine Aussage! Das muss ich mir für mein weiteres Leben merken!“ Kleiner Hinweis aus eigener Erfahrung: Ihr merkt es euch nicht. Also fotografiert die Stellen, die ihr euch wirklich merken wollt, am besten ab, oder schreibt sie euch auf.

 

3. Es gibt aktuell eine Verfilmung des Romanstoffs als Fernsehserie. Ich habe sie nicht angeschaut und werde das auch bestimmt nicht tun (und kann daher in Wirklichkeit nichts darüber aussagen). Aber: Ich wüsste bei bestem Willen nicht, wie die gesellschaftspsychologischen und philosophischen Komponenten des Romans adäquat im Film wiedergegeben werden könnten. Ich vermute in der Verfilmung vielmehr einen laschen Thriller, der dem intellektuellen Reichtum der literarischen Vorlage sicher nicht das Wasser reichen kann. Schließt also bitte nicht vom Film auf das Buch (das gilt sowieso für die allermeisten Romanverfilmungen)!

 

Fazit: Frank Schätzings „Der Schwarm“ ist seine 1.000 Seiten definitiv wert! Und das nicht nur wegen seiner spannenden Handlung, sondern auch und vor allem wegen des reichen Wissens und der faszinierenden Denkansätze, die dieser Roman seiner Leserschaft beschert. Uneingeschränkte Leseempfehlung ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️!

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