· 

Cat's Eye

Margaret Atwood

Klappentext:

»Katzenauge«, einer der erfolgreichsten Romane von Margaret Atwood, erzählt von der schillernden Gefühlswelt kleiner Mädchen. Die erwachsene Elaine erinnert sich an ihre Freundschaft mit Cordelia, die, grausam und schlagfertig, der Quälgeist ihrer jungen Jahre war. Ein großer Roman über die Kindheit und die von Hassliebe geprägte Beziehung zweier Frauen.

 

Hier auf Amazon bestellen

Meine Meinung:

Ein beklemmender Blick in die Abgründe der kindlichen Psyche

In ihrem psychologisch tiefgründigen Roman „Cat’s Eye“ (zu Deutsch "Katzenauge") beschreibt die kanadische Erfolgsautorin Margaret Atwood mit beklemmender Authentizität die seelischen Qualen eines achtjährigen Mädchens, das zwei Jahre lang von seinen vermeintlichen Freundinnen mit größtmöglicher Perfidie und Grausamkeit tyrannisiert wird - wobei durchaus auch die Täterinnen als Menschen dargestellt sind und die (Hinter-)Gründe ihres Verhaltens der Leserschaft im Verlauf der Handlung verständlich werden.

 

Der Roman ist auf drei Zeitebenen angelegt, in denen die Protagonistin ihre Geschichte jeweils in der Ich-Form erzählt: einmal als acht- bis zehnjähriges Schulmädchen, einmal als junge Erwachsene und schließlich als Frau mittleren Alters. Das Geniale daran ist, dass alle Erzählstränge in der Gegenwart formuliert sind, sodass die Leserin, der Leser nicht auf vergangene Erlebnisse der Protagonistin zurückblickt, sondern gemeinsam mit ihr die verschiedenen Stadien ihres Lebens durchschreitet.

 

Gerade dieses hautnahe Erleben macht die Lektüre stellenweise schwer erträglich, erreicht doch der Psychoterror, dem die kindliche Identifikationsfigur


ausgesetzt ist, eine Intensität, die mich beim Lesen fast zur Verzweiflung trieb. Hier werden mit messerscharfer Präzision seelische Wunden geschlagen, die an die innerste Substanz gehen und bestenfalls vernarben können, aber für immer Spuren im Selbstwertgefühl und in den zwischenmenschlichen Beziehungen des Opfers hinterlassen.

 

Der Roman ist von tiefer Einsicht in die menschliche Psyche, toxische Beziehungen und den Umgang mit Traumata geprägt. So hat die Protagonistin als Teenager und junge Erwachsene das Martyrium ihrer Kindheit vollständig verdrängt; nichts davon ist ihr in Erinnerung geblieben. Nur als Leserin durchschaue ich die Hintergründe ihrer Verhaltensweisen, während sie der Protagonistin selbst verborgen bleiben.

 

Ein weiterer Aspekt des Romans ist die heilende Kraft der Kunst, die der Protagonistin als Vehikel dient, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Beim Malen bringt sie all das zum Ausdruck, was sie verdrängen musste, um es verkraften zu können, und was sich daher nicht in Worte fassen lässt.

 

In den Kapiteln des Romans, die das Künstlerleben beleuchten, erlaubt sich die Autorin einen wohltuenden kleinen Ausflug in die Satire. Genüsslich zerpflückt sie die typische Attitüde von Künstlerinnen und Künstlern, die meinen, sich nach bestimmten Kriterien kleiden und einrichten und ihrem Auftreten einen besonderen Anstrich geben zu müssen, um keinesfalls bürgerlich und bieder zu wirken. An diesen Stellen meine ich, die Persönlichkeit der Autorin Margaret Atwood durch den Text schimmern zu sehen, und freue mich diebisch über die gutmütige Verachtung, die sie dem klischeehaften Künstlertum entgegenbringt.

 

Fazit: Ein von tiefem psychologischem Verständnis getragener, eindringlicher Beziehungs- und Entwicklungsroman, den ich jeder Leserin und jedem Leser nur wärmstens ans Herz legen kann ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0