· 

Sehr persönliche Dezembergedanken

Alle Jahre wieder bricht spätestens mit dem 1. Dezember die sogenannte stille Jahreszeit an – einigermaßen still ist sie allerdings nur dann, wenn uns, wie derzeit, ein Lockdown ins traute Heim zwingt.

 

 

Alle Jahre wieder erstrahlt mein Wohnzimmer zu dieser Zeit im Lichterglanz, und auf den Fensterbrettern findet sich vor lauter Nikoläusen, Christbäumen und Schneemännern kein freier Platz mehr. Eine nostalgische Reminiszenz an meine Kindheit, in der der Advent immer sehr stimmungsvoll zelebriert wurde, und gleichzeitig ein Versuch, die Dunkelheit, die Kälte und Trostlosigkeit des ausklingenden Jahres nach draußen zu verbannen.

 

 

Jahr für Jahr bin ich im Advent hin- und hergerissen zwischen der Erwartung, dass diese Zeit etwas Besonderes sein soll, diesem aus verklärten Kindheitsträumen erwachsenen Perfektionsanspruch, und der Bitterkeit, die das Scheitern an ebendiesem Anspruch (Hand in Hand mit dem winterlichen Vitamin-D-Mangel) in mir auslöst. So ist der Advent für mich vor allem eine Zeit der Zerrissenheit, die ihren Höhepunkt im Weihnachtsfest findet.


Kein anderer Tag im Jahr ist so aufgeladen mit Klischees und fest geprägten, zum Teil längst nicht mehr zeitgemäßen Vorstellungen davon, wie „es“ sein „soll“. An keinem anderen Tag wird jede Abweichung von dieser übermächtigen Norm so bewusst und so sehr als Scheitern empfunden. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht – wahrscheinlich nicht. Ich jedenfalls kann mich an wenige Weihnachtsfeste in meinem Erwachsenenleben erinnern, an denen ich nicht – neben der feierlichen Stimmung unter dem Christbaum, dem Entzücken über die Freude der Kinder und dem Schwelgen in kulinarische Genüssen – auch die Last dieser Fragen empfunden habe: Bin ich die, die ich sein will? Fühle ich, was ich fühlen soll? Entwickelt sich mein Leben in die richtige Richtung?

 

 

Ich wünsche mir und euch, dass wir den Advent gerade in diesem durch die Pandemie ohnehin so belasteten Jahr möglichst frei von düsteren Gedanken verbringen können. Dass wir uns auf den Lichterglanz konzentrieren, nicht auf die Dunkelheit. Auf die Hoffnung, nicht auf die Angst. Auf die Zukunft, nicht auf die Vergangenheit. In diesem Sinne – kommt gut durch den Dezember 💖!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0